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Philosophie

Eine Achtsame Bestattung umfasst für mich mehrere Bereiche. Sie kann mit der Begleitung der Verstorbenen beginnen. Das heißt, dass die Seele der oder des  Verstorbenen beim Übergang vom irdischen Leben in die formlose Welt begleitet wird. Die Anwesenheit der Angehörigen und ihre Begleitung durch Worte, Gesang oder Musik können dafür einen möglichen Rahmen darstellen. 

„Ich achte Dich und wende mich Dir zu. Ich lasse Dir Deine Autonomie, Deine Selbstbestimmung und Deine Souveränität.“ Sinngemäß bedeutet Achtsamkeit, dass Leiden verringert wird.

Eine bewusste Abschiednahme, auch Aufbahrung genannt, hilft den Lebenden den Tod zu begreifen. Sie sehen und fühlen, dass die Seele den Körper verlassen hat und lediglich die Hülle zurückgeblieben ist. Bei allen von mir begleiteten Abschieden konnte ich sehen und erleben, wie heilsam dieser Prozess für die Gebliebenen ist. Er hilft, das Erlebte zu verstehen und den Anderen letztlich aus dieser Welt gehen zu lassen. In der Regel können Sie Ihrem Verstorbenen eigene Sachen anziehen und persönliche Gegenstände (Decke, Erinnerungsgegenstände, Andenken) mit in den Sarg geben.

Wahrscheinlich werden Sie Stunden oder Tage nach der Abschiednahme bereit sein, über die nächsten Schritte nachzudenken. Möchten Sie eine Anzeige in einer Zeitung schalten? Wie kann die Beerdigung gestaltet werden? Möchten Sie eine Beisetzung auf einem Friedhof oder wünschen Sie sich eine alternative Bestattung? Es gibt inzwischen deutschlandweit die Möglichkeit an den Wurzeln eines Baumes bestattet zu werden. Auch von der Seebestattung haben Sie sicherlich schon gehört. Für alle Möglichkeiten gibt es verschiedene Angebote und es ist sinnvoll, sich auch hier Zeit zum Nachdenken zu nehmen.

Sargfeier in der Kirche von Hohenweiden. Foto: Berit Ichite. Achtsame Bestattungen

Vielleicht möchten Sie Ihre Trauerfeier an einem ganz anderen Ort als auf einem Friedhof gestalten? In der Natur, an einem freien Andachtsplatz oder in einer Kirche? Sie können die Urne oder den Sarg auch selbst gestalten, bemalen oder schmücken. Es kann eine sehr heilsame Erfahrung sein, in die Kinder und Jugendliche einbezogen werden können. Die Musik, die bei der Trauerfeier erklingt und die Blumen sind ebenfalls wichtige Aspekte. Welche Musik drückt Ihre Gefühle aus? Gibt es vielleicht jemanden in der Familie oder im Freundeskreis, der hier etwas beitragen/etwas spielen möchte?

Auf dem traditionellen Stadtgottesacker in Halle (Saale). Foto: Berit Ichite. Achtsame Bestattungen

Nach der Trauerfeier ist es ein schönes Ritual, dass sich die Gäste in gelockerter Runde zusammenfinden. Eine Alternative kann auch eine Zusammenkunft in der Natur sein, vielleicht an einem Ort, den der oder die Verstorbene mochte. Wie wäre es mit einem Picknick? Im Gedenken an den Menschen, der nun nicht mehr unter Ihnen weilt, kann etwas Neues beginnen.

Gemeinsames Windbeutel Essen zum Gedenken an den Verstorbenen. Ohne ihn und doch mit ihm. Foto: Berit Ichite. Achtsame Bestattungen.